27. Oktober 2021

Zur Rose:
Wachstum schwächt sich zunächst ab – Wir fassen nach

Der Schweizer Apotheken-Dienstleister Zur Rose hat in den vergangenen 9 Monaten den Umsatz um knapp 20 % auf 1,49 Milliarden CHF gesteigert. Gerechnet in Lokalwährungen, also in Euro, expandierte man allerdings lediglich um 18 %. Generell zeigt das Zahlenwerk eine leichte Abflachung der Wachstumsdynamik. So wuchs man im vergangenen Quartal nur noch um knapp 12 %. Hier kehrt sich der Pandemie-Effekt des vergangenen Jahres kurzfristig gegen das Unternehmen. Generell leidet derzeit branchenübergreifend der Online-Umsatz.

Offenbar sind zuletzt doch mehr Verbraucher den stationären Apotheken treu geblieben als zuvor erwartet. Deshalb erwarten die Schweizer für das Gesamtjahr nur noch ein Umsatzwachstum in Höhe von 15 %, nach zuvor 20 %. Gleichwohl konnte Zur Rose den aktiven Kundenbestand im dritten Quartal um 400.000 auf jetzt 12,1 Millionen ausbauen.   

Unverändert stark sprechen deutsche Verbraucher auf die Zur Rose-Marke DocMorris an. Im wichtigsten Markt wuchs der Umsatz um fast 25 %. Nun rollt man für diverse stationäre Partner-Apotheken den Dienst DocMorris Express aus. Danach wickelt der Patient bzw. Verbraucher die Bestellung digital über die Doc-Morris-Plattform ab. Anschließend holt er oder sie das Präparat vor Ort bei einer Partner-Apotheke ab oder lässt es sich noch am selben Tag via Expresslieferung zustellen.

Dieser doppelte Marktzugriff ist typisch für das Geschäftsmodell der Zur Rose. Entweder betreut man den Kunden direkt vollständig über die eigene Infrastruktur oder eben indirekt über stationäre Apotheken. Der Anspruch der Schweizer ist klar: Wo auch immer der Patient bestellt, Zur Rose will an irgendeiner Stelle der Lieferkette immer beteiligt sein. Ich mag diesen offensiven Ansatz.

Ein Kritikpunkt: Meines Erachtens war der Rückgang der Wachstumsdynamik im Online-Geschäft absehbar. Schließlich hatte das Unternehmen 2020 ganz erheblich von der Pandemie profitiert. Die Annahme, dass dieser positive Effekt anhält, war nicht realistisch. Ich bin auch im Gegensatz zum Vorstand nicht überzeugt, dass in Deutschland das E-Rezept tatsächlich termingerecht am 1. Januar starten wird.

Hier wünsche ich mir, dass der neue Vorstand nächstens etwas defensiver prognostiziert und kommuniziert. Im April wird der aktuelle Vorstandschef Walter Oberhänsli in den Verwaltungsrat wechseln. An seine Stelle tritt der Schweizer Walter Hess, der bislang für das Deutschland-Geschäft zuständig war.

Nachdem das Unternehmen seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr gekappt hatte, geriet die Aktie spürbar unter Verkaufsdruck. Der Kursrückgang beruht allerdings weniger darauf, dass das Geschäftsmodell der Zur Rose nun nicht mehr funktioniert. Ursächlich dafür war die zu optimistische Kommunikation des Unternehmens im Vorfeld der Neun-Monats-Zahlen.   

Wir setzen nun die Kursschwäche der Aktie konstruktiv um und fassen nach. Ich werde die Position glatt verdoppeln. Dafür sehe ich ein Kurslimit von 310 CHF oder – sofern Sie außerbörslich in Deutschland kaufen – umgerechnet 292 Euro. Durch den Nachkauf verbilligt sich unser Einstandsniveau von 365 auf rund 337 CHF.

Teilkauf: kaufen bis 310,00 CHF

Börsenplatz: Zürich