10. März 2020

Royal Dutch: Dividenden sicher trotz Preiskrieg

Saudi-Arabien wird im April den Ölhahn möglicherweise bis zum Anschlag aufdrehen und einen ohnehin schon überversorgten Markt nochmals mit frischem Öl fluten. Zuvor konnten sich die OPEC-Mitglieder und Russland (OPEC+) nicht auf einer Verlängerung der bestehenden Fördergrenzen einigen. Dabei scheiterte eine neue Vereinbarung offenbar am Widerstand des Kreml. Anschließend ließ der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman die Muskeln spielen und kündigte großzügig Preisrabatte zwischen 6 und 8 US-Dollar pro Barrel für die Abnehmer an.

Ziel dieser ungewöhnlichen Maßnahme: bin Salman will offenbar in der Praxis vorführen, wie schädlich so ein Preiskrieg für die russischen Förderer wie Gazprom oder Rosneft ist, um damit die Russen wieder an den Verhandlungstisch zurückzubringen.

Unterdessen haben die ersten Analysten ihre Prognosen für den Ölpreis angepasst. So erwartet die britische Bank Standard Chartered im laufende Jahr einen durchschnittlichen Preis von 32 US-Dollar für das US-Öl WTI (Western Texas Intermediate). 2021 soll dann der Preis im Schnitt auf 41 US-Dollar je Barrel steigen. Zuletzt kostete ein Barrel der Sorte WTI knapp 34 US-Dollar.

Royal Dutch wird unter dem Preisschock in diesem Jahr erheblich leiden. Hier rechne ich damit, dass das britisch-niederländische Unternehmen nächstens seine Gewinn- und Umsatzprognosen für das laufende Jahr revidieren wird. Gleichwohl erwarte ich keine Dividendenkürzung. Das wäre untypisch für das Unternehmen, das die Dividende seit 1945 nie gesenkt hat. Ein Ölpreis von 40 US-Dollar oder mehr wäre ohnehin für das Unternehmen auskömmlich.

Im Kern rechne ich ohnehin damit, dass sich die Kontrahenten des Ölkriegs in absehbarer Zeit beruhigen werden. Ferner gehe ich davon aus, dass das Weiße Haus in Washington nächstens seinen Einfluss auf das saudische Königshaus geltend machen wird. Nach dem Preisschock sind rund 50 % der US-Fracker mittelfristig vom Konkurs bedroht. Vor allem in den Ölfördergebieten wie North Dakota oder Texas droht deshalb kurzfristig ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das kann Donald Trump vor der anstehenden US-Präsidentschaftswahl gar nicht gebrauchen.

Ich warte nun noch einige Tage ab. Dann werde ich die Aktie für das 7%-Dividendendepot nachkaufen. Diese einmalige Gelegenheit werden wir uns nicht entgehen lassen.   

Empfehlung: halten