10. November 2021

Albemarle meldet millionenschwere Einmalbelastung aus einer Übernahme

Der Lithiumförderer und Spezialchemiker Albemarle hat im abgelaufenen Quartal den Umsatz zum Vorjahr um 11 % auf 830 Millionen USD gesteigert. Gleichwohl muss man einen satten Quartalsverlust in Höhe von 393 Millionen USD oder 3,36 USD je Aktie ausweisen. Dabei steigerte allein die Lithium-Sparte die Umsatzerlöse um 35 %. Woher kommt der Verlust?

Albemarle hat sich 2015 mit dem Spezialchemie-Unternehmen Rockwood Holdings zusammengeschlossen und stieg damit zum Marktführer der Lithium-Branche auf. Zuvor hatte Rockwood sein Pigment-Geschäft für rund 1 Milliarde USD an das petrochemische Unternehmen Huntsman Corp. veräußert. Dieses Unternehmen verwickelte anschließend Albemarle – als Rechtsnachfolger der Rockwood – in einen komplexen Rechtsstreit. Nun wurde Huntsman im Rahmen eines Schiedsverfahrens eine Entschädigung in Höhe von über 600 Millionen USD zugesprochen.

Albemarle hat im dritten Quartal für diese Einmalbelastung eine entsprechende Rückstellung gebildet, die den Quartalsgewinn ruiniert hat. Rechnet man diese Einmalbelastung heraus, hätte Albemarle 1,05 USD je Aktie verdient. Die Analysten hatten lediglich 0,77 USD erwartet. Also: Operativ war Albemarle im vergangenen Quartal überaus erfolgreich.

Diese Strafzahlung ist für uns ein mittelschweres Ärgernis, da es dem Lithiumförderer Kapital für weiteres Wachstum nimmt. Ferner gehe ich davon aus, dass die planmäßige Dividendenerhöhung im nächsten Jahr recht flach ausfallen wird. Aber: Ich gehe ebenfalls davon aus, dass das Albemarle-Management in dieser Angelegenheit nächstens ein ordentliches Gericht anrufen wird. Möglicherweise wird dieses Gericht die Zahlung reduzieren, sodass Albemarle die Rückstellung in einem der kommenden Quartale zumindest teilweise auflösen kann. Bilanziell wäre das dann ein einmaliger Sonderertrag.

Neue Projekte: Bereits im Oktober hat Albemarle in China einen kleinen Lithiumveredler für 200 Millionen USD übernommen. Künftig will man verstärkt im größten Markt für E-Mobilität wachsen, um dem dortigen Marktführer Ganfeng Lithium Marktanteile abzunehmen. Ferner arbeiten seit dem letzten Quartal nun auch die Projekte La Negra 3 und 4 in Chile. Die US-Investmentbank Jefferies erwartet, dass Albemarle bereits im ersten Quartal 2022 weltweit über Produktionskapazitäten im Volumen von 175.000 Tonnen Lithium verfügt. Zum Vergleich: Zuvor förderte Albemarle rund 85.000 Tonnen.  

Wir bleiben weiterhin engagiert und hoffen auf eine Wende in der Causa Rockwood. Das kann der US-Aktie im nächsten Jahr durchaus nochmals einen spürbaren Extra-Schub verleihen.

Empfehlung: halten