10. Januar 2020
Zur Rose: Setzen Sie auf den digitalen Umbruch des deutschen Gesundheitsmarktes
Der Apothekenmarkt gehört ohne Frage zu den besonders attraktiven Untersegmenten der Gesundheitsbranche. Hier einige Zahlen zum deutschen Markt: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande Arzneimittel, Kosmetika sowie Nahrungsergänzungsmittel im Wert von über 50 Milliarden Euro abgesetzt. Dabei wächst dieser Markt seit Jahren stabil. 2018 weiteten die Apotheken hierzulande ihren Umsatz um 5,5 % aus. Wachstumstreiber sind dabei zunehmend verschreibungsfreie Präparate und Nahrungsergänzungsmittel. Gesundheit liegt vor allem in westlichen Gesellschaften voll im Trend.
Platzhirsch in diesem Markt sind unverändert die stationären Vor-Ort-Apotheken, die besonders den Markt für verschreibungspflichtige Präparate dominieren. Hier wird der Löwenanteil, nämlich rund 80 % des Umsatzes, erwirtschaftet. Davon dürften im vergangenen Jahr rund 98 % in den Kassen der Vor-Ort-Apotheken gelandet sein.
Anders die Situation im Segment der freien OTC-Produkte, also der verschreibungsfreien Präparate zuzüglich gehobener Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel. Hier holen die Online- bzw. Versandapotheken mit großer Geschwindigkeit auf. Derzeit dürften rund 15 % der OTC-Produkte bereits online verkauft werden. Die Versender wie DocMorris oder Shop-Apotheke punkten hier vor allem mit erheblichen Preisnachlässen. Hier sind die konventionellen Vor-Ort-Apotheken weitgehend chancenlos.
Deutsches Gesundheitswesen steht vor großem digitalen Umbruch
Die Frage ist logisch: Warum kaufen immer mehr Deutsche Aspirin oder die Schönheitssalbe im Internet, während man beim Kauf der verschreibungspflichtigen Produkte weiterhin in die stationäre Apotheke strebt?
Die Antwort: Der Online-Kauf eines verschreibungspflichtigen Präparates bietet dem Patienten bis jetzt keinen Vorteil. Das Procedere ist umständlich und bürokratisch: So muss der Patient derzeit noch das Papierrezept per Post bei der Online-Apotheke einsenden. Anschließend wartet er nochmals in der Praxis 2 volle Tage, bis er das benötigte Präparat, das ja noch zugestellt werden muss, in Händen hält. Er verliert also reichlich Zeit und genießt dafür aufgrund der Preisbindung noch nicht einmal einen Preisvorteil. Folglich machten die Online-Apotheken in diesem Segment bis dato keinen Meter.
Das wird sich allerdings noch in diesem Jahr ändern. Denn im August 2019 trat hierzulande das sog. GSAV-Gesetz (Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung) in Kraft. Dieses sieht unter anderem die Einführung des sog. elektronischen Rezeptes oder kurz des e-Rezeptes vor. Was ist das?
Künftig leitet der behandelnde Arzt das Rezept per E-Mail umgehend an die Apotheke Ihrer Wahl weiter. Für die Online-Apotheken ist dies eine hervorragende Nachricht, denn der Gesetzgeber hat mit dem GSAV-Gesetz einen zentralen Wettbewerbsnachteil für die Online-Apotheken beseitigt.
Gegenwärtig arbeiten alle Seiten – Ärzte, Apotheken und Krankenversicherer – am Aufbau der notwendigen und sicheren Übertragungs-Infrastruktur. In vielen Regionen – etwa Hamburg oder Stuttgart – läuft seit einigen Wochen bereits der Testbetrieb für das neue e-Rezept. Etwa Mitte des Jahres wird dann der bundesweite Realbetrieb starten.
Daneben sieht das GSAV-Gesetz nun auch die sog. Videosprechstunden vor. Künftig müssen wir als Patient wegen einer kleinen Erkältung nicht mehr unbedingt die Praxis aufsuchen, sondern holen uns den Arzt unseres Vertrauens auf den Bildschirm. Natürlich ergänzt sich Videosprechstunde und e-Rezept hervorragend. Es gibt hier keine zwei Meinungen mehr: Das deutsche Gesundheitswesen erlebt in den kommenden Jahren den großen digitalen Umbruch.
Das ist der große Profiteur: Zur Rose steht als Marktführer in den Startlöchern
Auf diesen Moment hat der Schweizer Apotheken-Dienstleister Zur Rose nur gewartet. Bereits seit einigen Jahren bereitet sich das Unternehmen mit Sitz in Steckborn (Kanton Thurgau) auf den Umbruch im deutschen Gesundheitssektor vor. Bereits 2012 kaufte man die niederländische Versand-Apotheke DocMorris auf. Zuletzt baute man das Logistikzentrum in Heerlen nahe der deutsch- niederländischen Grenze massiv aus. Dort hält man rund 180.000 Artikel vorrätig. Jeden Tag werden dort 25.000 Lieferungen vorwiegend für den deutschen Markt gepackt und versendet. Zur Rose betreibt damit in Heerlen wahrscheinlich das größte Logistikzentrum dieser Art in Europa.
Kürzlich meldeten die Schweizer zudem die Übernahme der Medpex-Apotheke, der bisherigen Nr. 4 in Deutschland. Damit haben die Schweizer hierzulande die absolute Marktführerschaft erobert und haben allein im ersten Halbjahr 2019 in Deutschland einen Umsatz von 480 Millionen Schweizer Franken oder umgerechnet 444 Millionen Euro erzielt. Zum Vergleich: 2018 schaffte die Nr.2, die Shop Apotheke, in Deutschland einen Umsatz von knapp 230 Millionen Euro.
Der ganze große Hebel für die Zur-Rose-Aktie
Der Boom im verschreibungsfreien Online-Handel war schon eine große Erfolgsgeschichte für das Unternehmen. Das e-Rezept bringt nun weitere bedeutende Umsätze. Freilich denken die Schweizer noch größer. Man erwartet nämlich, dass in Deutschland und in zweiter Linie in der gesamten EU mittelfristig die Preisbindung für verschreibungspflichtige Medikamente fällt oder zumindest eingeschränkt wird.
Sie alle wissen, was das bedeutet. Dann wäre für Zur Rose und die anderen Online-Versender ein ganz schwerer Milliarden-Markt uneingeschränkt zugängig. Denn dann wuchern die Online-Versender mit ihrer billigen und leistungsfähigen Logistik und werden den Arzneimittel-Markt binnen weniger Monate mit Preisnachlässen aufrollen. Spätestens dann wird es für die Aktie der Zur Rose kein Halten mehr geben.
Wie ist eigentlich der Stand der politischen Diskussion in Deutschland? Natürlich ist die Freigabe der Preise für Arzneimittel ein ganz heißes Eisen. Man befürchtet ein großes Sterben der Vor-Ort-Apotheken und fürchtet vor allem auf dem Land um die Versorgungssicherheit. Auch die Pharma-Konzerne beobachten die Entwicklung mit Skepsis. Man erwartet, dass die Online-Apotheken für neuen Preisdruck in der Branche sorgen werden. Alle diese Risiken sind nicht von der Hand zu weisen.
Der Online-Handel bietet allerdings auch erhebliche Vorteile. So können wir milliardenschwere Einsparungen in der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung erzielen und damit die Versicherten sowie die Unternehmen spürbar und dauerhaft auf der Beitragsseite entlasten. Ohne Übertreibung: Hier besteht das Potenzial erstmals seit Jahrzehnten in Deutschland eine nachhaltige Senkung der Beiträge zur Krankenversicherung zu bewerkstelligen. Und dafür muss am Ende nicht ein Präparat weniger verschrieben werden.
Den deutschen Parteien sind diese Zusammenhänge geläufig. Deshalb wünscht man keinen Kahlschlag auf dem Markt. Gleichwohl sollen die Online-Apotheken auch im Geschäft mit verschreibungspflichtigen Präparaten künftig ihre Marktanteile erhalten. Zur Rose wird also profitieren und wird sich über kurz oder lang in Deutschland als einer der wichtigen Marktteilnehmer im Medikamenten-Handel etablieren.
Die harten Zahlen: Umsatzverdoppelung bis 2022 geplant
Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf das letzte Zahlenwerk der Schweizer. Im ersten Halbjahr 2019 weitete Zur Rose dem Umsatz um satte 28 % auf 771 Millionen Schweizer Franken oder 714 Millionen Euro aus. Unter Herausrechnung der Medpex-Übernahme schaffte das Schweizer Unternehmen ein Umsatzwachstum von rund 13 % (organisches Wachstum).
Der wichtigste Einzelmarkt für das Unternehmen ist Deutschland. Hier erwirtschaftete man 62 % der Konzernumsätze und meldete dabei ein unbereinigtes Wachstum auf Euro-Basis in Höhe von 46 %. Wichtig ist daneben der Heimatmarkt, der immer noch für rund 35 % des Umsatzes steht. Hier agiert man vor allem als Medikamenten-Großhändler sowie Betreiber einiger stationärer Groß-Apotheken. Diese Standorte befinden sich dabei in der Regel unter den Dächern diverser Migros-Filialen (Shop-in-Shop). Diese Kooperation sichert den Zur-Rose-Standorten eine erhöhte Kundenfrequenz.
Ferner besetzt das Unternehmen derzeit erstes Terrain in Frankreich, Italien und Spanien. Hier agiert Zur Rose ausschließlich als Großhändler für 750 angeschlossene stationäre Apotheken. Die Umsätze sind hier mit weniger als 20 Millionen Schweizer Franken noch bescheiden. Klar ist aber, dass man beizeiten auch in diesen Märkten als Online-Versender punkten will.
Zur Rose plant bis 2022 den Umsatz im Vergleich zu 2018 zu verdoppeln. Möglicherweise wird man dann auch die ersten kleinen Gewinne erzielen. Derzeit legt das Unternehmen sein Hauptaugenmerk auf forciertes Wachstum. Das ist auch völlig richtig so. Denn in den kommenden Monaten kommt besonders der deutsche Gesundheitsmarkt in Bewegung. Dann wird der Markt verteilt, und dann müssen die Schweizer zubeißen. Die reiche Ernte bringt man dann danach ein. Genau so funktionieren reinrassige Wachstumsunternehmen.
Wir alle kennen natürlich als Patient und Beitragszahler ungefähr das Gesundheitssystem. Entwicklungen im Hintergrund, wie die Einführung des e-Rezeptes, entgehen uns allerdings zunächst. So geht es übrigens auch vielen Investoren, die derzeit noch gar nicht verstanden haben, was jetzt in Deutschland gespielt wird. In diesem Beitrag habe ich Ihnen die notwendigen Hintergrund-Infos vermittelt, damit Sie jetzt von dem bevorstehenden digitalen Umbruch in Deutschland optimal profitieren werden. Nutzen Sie diese Infos!
Abschließend möchte ich mich noch mit einer persönlichen Bemerkung an die Apotheker unter Ihnen wenden. Möglicherweise werden Sie diese Empfehlung mit gemischten Gefühlen gelesen haben. Denn Zur Rose bedroht ohne Zweifel Ihr Geschäftsmodell. Aber Sie wissen sicherlich, dass auch Sie in den Online-Handel einsteigen können. Hier habe ich eine interessante Zahl für Sie: Bislang verfügen erst 15 % Ihrer Kollegen über eine entsprechende Zulassung. Der Zug ist also noch nicht abgefahren.
Das ist Ihre Chance! Natürlich werden Sie den Siegeszug der Zur Rose mit einem eigenen Online-Versand nicht aufhalten. Sie werden allerdings sicherstellen, dass Sie Ihre Patienten auch im digitalen Zeitalter weiterhin optimal betreuen und beliefern werden. So bleibt man erfolgreich im Markt.
Zur Rose Group AG
WKN: A0Q6J0
1-Jahres-Chart in CHF

