1. Februar 2023
Stanley Black & Decker startet Turnaround
Ich habe mein Studium teilweise als Hilfskraft auf diversen Baustellen verdient. Wandfliesen abschlagen, Schlitze klopfen, Wand verputzen usw. Ich habe bei der Schufterei schnell bemerkt, wer in der internen „Baustellen-Hierarchie“ nicht ganz unten stehen will, hat am besten vernünftiges Werkzeug wie eine Stanley Fatmax- oder DeWalt-Maschine. Wer hingegen mit dem Billig-Bohrer vom Baumarkt kam, wurde vom Bauleiter als Kübelträger eingeplant.
Die Handmaschinen, Werkzeuge, Koffersysteme oder Messgeräte des US-Traditionsunternehmens Stanley Black & Decker sind gleichermaßen bei Profis wie auch Heimwerkern geschätzt. Das Unternehmen entpuppte sich überraschend in den Jahren 2020 und 2021 als ganz großer Pandemie-Profiteur. Denn in der Quarantäne entdeckten viele von uns den Heimwerker in sich.
Gleichzeitig blieben die Baustellen zumindest in Teilen Europas und in Nordamerika offen. Mehr noch: Die Nullzinsen feuerten die Baukonjunktur allgemein weiter an. So fuhr Stanley 2021 ein historisches Rekordergebnis in Höhe von rund 10 USD je Aktie ein. Insgesamt hatte man binnen nur zwei Jahren den Nettogewinn fast verdoppelt.
2022 endete die Erfolgssträhne, und das Management erkannte die neuen Marktentwicklungen nicht rechtzeitig. Ein sprunghafter steigender Marktzins würgte die Baukonjunktur. Gleichzeitig endete mit der Pandemie der Boom rund um Heimwerker- und Haushaltsgeräte. Außerdem wertete vor allem im ersten Halbjahr 2022 der US-Dollar im internationalen Währungshandel auf.
Zu Deutsch: Man verkaufte nicht nur weniger Bohrmaschinen und anderes Gerät im Export, sondern obendrein auch noch zu ziemlich schwachen Preisen in US-Dollar. Die Exportquote des Unternehmens liegt bei etwas über 40 %, sodass die Aufwertung der Heimatwährung sehr ungünstig wirkte. So wird das Unternehmen 2022 bestenfalls noch einen Gewinn je Aktie von rund 1 USD erzielen.
Aber gehen wir zunächst nochmals einen Schritt zurück. Ein kurzes Unternehmensporträt: Stanley ist im Kern ein Markenunternehmen, das etwa unter den Marken DeWalt, Stanley oder Black & Decker Handmaschinen und Werkzeuge für den Heim- bzw. professionellen Handwerker produziert. Unter der Marke Black & Decker sind zudem auch diverse Küchengeräte angesiedelt. In den USA ist daneben die Marke Cup Cadet populär, unter der Schneefräsen und Aufsitz-Rasenmäher vertrieben werden.
Der Geschäftserfolg der Stanley hängt zu rund 60 % an der privaten Nachfrage. 40 % kommen aus Industrie und Bauunternehmen. Mittlerweile wissen wir, dass die private Nachfrage in Europa und Nordamerika schlimmstenfalls leicht sinken wird. Die Abkühlung des Baugewerbes wird wohl etwas intensiver ausfallen. Stand heute erwarten wir allerdings, dass die Delle relativ rasch ausgebügelt wird. Die Chancen für ein Comeback der Stanley-Aktie stehen also bestimmt nicht schlecht.
So soll das Comeback gelingen
Im vergangenen Jahr gehörte die US-Aktie zu den großen Versagern des S&P 500. Die Stanley-Aktie hat sich auf Dollar-Basis ziemlich genau halbiert. Bedenkt man, dass die Amerikaner ihren Gewinn ungefähr gezehntelt haben, ist dieser Kursrückgag nachvollziehbar. Nun startet man das operative Comeback.
Das sind die Maßnahmen: Im Management sind einige Köpfe gerollt. So hat man unter anderem einen neuen Finanzchef geholt. Daneben wurde die Verwaltung um rund 1.000 Köpfe verkleinert. Ferner hat man Randaktivitäten im Wert von rund 3,3 Milliarden USD veräußert. Das frische Kapital wurde teilweise eingesetzt, um die Schulden zu reduzieren. Stanley musste zuvor eine Herabstufung seiner Bonität schlucken. Bilanzielle Probleme hat man gleichwohl nicht und verfügt über ein (niedriges) Investmentgrade.
Hier hat man noch Arbeit: Der Abbau der im Jahr 2022 stark angeschwollenen Lagerbestände ist nicht abgeschlossen. Ferner sollen einige Produktionsstandorte konsolidiert bzw. neu organisiert werden. Diese Maßnahmen werden teuer und den Gewinn im 4. Quartal 2022 und wahrscheinlich auch noch im laufenden Quartal ins Minus drücken. Erst in der zweiten Jahreshälfte wird sich der Erfolg der Restrukturierung in den Geschäftszahlen wahrnehmbar widerspiegeln.
Dabei wird der Turnaround von einer Abwertung des US-Dollar begünstigt. Meines Erachtens wird der Aspekt der Euro-Aufwertung für US-Exporteure am Markt noch nicht vollständig erkannt. Stanley selbst hat in einer Präsentation vom vergangenen November vorgerechnet, dass eine einprozentige Abwertung des Euro das Unternehmen rund 500 Millionen USD Umsatz nur in der Euro-Zone kostet. Nun hat allerdings der Euro in den vergangenen 3 Monaten gegen den US-Dollar um rund 9 % aufgewertet.
Mit anderen Worten: Stanley musste zuletzt in der Euro-Zone nicht eine Bohrmaschine oder Kneifzange mehr verkaufen, und trotzdem hat man auf der Umsatzseite ein Wachstum von 9 % erzielt.
Wird der Dividenden-König Stanley geköpft?
Der US-Werkzeugmacher gehörte in der Vergangenheit zu den ganz verlässlichen Dividendenzahlern. Nach Unternehmensangaben zahlt man seit fast 150 Jahren jedes Jahr eine Dividende an seine Aktionäre aus. In den letzten 55 Jahren hat man dabei diese Gewinnausschüttung sogar ohne jede Ausnahme jährlich erhöht. Damit ist die Aktie der Stanley Black & Decker einer der ganz wenigen sog. Dividenden-Könige. Am Rande nur: Unsere Position Illinois Tool Works ist ebenfalls seit einem Jahr ein Dividenden-König.
Möglicherweise wird König Stanley allerdings in diesem Jahr abgesetzt. Bereits im vergangenen Jahr hat man die Quartalsdividende nur noch symbolisch um einen US-Cent erhöht. Offenbar ist dem Unternehmen der Königstitel wichtig. Meines Erachtens würde der Aktie dennoch eine vernünftige und einmalige Rücknahme der Dividende von derzeit 3,20 USD je Aktie nur guttun. Wie bereits zuvor dargelegt kostet der laufende operative Turnaround zunächst Geld. Eine überhöhte Dividendenausschüttung ist in diesem Moment betriebswirtschaftlich betrachtet Unsinn und höhlt nur die Substanz des Unternehmens aus.
Und diese Substanz ist gut. Die Stanley-Marken sind ohnehin stark und weltweit gut eingeführt. Die Schulden hat man im Griff. In der Bilanz des Unternehmens stehen reichlich harte Sachwerte. Die Wirtschaftsprüfer bezifferten den harten Buchwert pro Aktie zuletzt auf rund 60 USD. Mit anderen Worten: Stanley erfüllt die Definition einer Buchwert-Aktie bzw. eines (kleinen) Buchwert-Giganten. Gemessen am Buchwert dürfte die Aktie zu den günstigsten Titeln des S&P 500 gehören. Sobald das Unternehmen zu seiner unbestrittenen Substanz wieder Ertragskraft dazulegt, werden wir an der Aktie viel Freude haben.
Bitte beachten Sie, dass das Unternehmen morgen aus dem abgelaufenen Quartal berichten wird. Der Markt rechnet mit einer positiven Überraschung. So setzte die Stanley gestern in New York (31. Januar) schon einmal spürbar aufwärts. Wer will, kann das morgige Zahlenwerk abwarten, um auf einer besseren Informationsbasis zu agieren.
Ich hingegen fasse noch heute zu. Dafür setze ich am Börsenplatz New York ein Kauflimit bei 89 USD. Hierzulande handeln Sie am besten über Tradegate mit einem Limit von umgerechnet 81,70 Euro.
Ich sehe die Aktie ungeachtet einer denkbaren Dividendenkürzung für das 7%-Dividendendepot vor. Momentan rechne ich ab der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder mit steigender Dividende.
So kaufen Sie diese Empfehlung:
WKN / ISIN: A1CTQA / US8545021011
Börsenplatz: NYSE
Limit: kaufen bis 89,00 USD
Gewichtung: 10 %
Depot: 7 %- Dividenden-Depot
Gattung: Start-up
So kaufen Sie meine Empfehlung:
WKN / ISIN: A1CTQA / US8545021011
Limit: siehe Depotansicht
Gewichtung: 10 %
Depot: 7 %-Dividenden-Depot
Gattung: Start-up
Gattung: Start-up
Gattung: Start-up
Dividendenrechner:

Stanley Black & Decker Inc.
WKN / ISIN: A1CTQA / US8545021011
3-Jahres-Chart in USD

