13. Januar 2021
Jetzt aber: Dieses Startup bricht in US-Versicherungsmarkt ein
Reißen Sie mir bitte nicht den Kopf ab! Ich weiß, die Lemonade-Empfehlung habe ich uns kaputtgemacht, als ich das Kauflimit zu sparsam ansetzte. Inzwischen hat sich die Aktie des InsurTech-Unternehmens fast verdreifacht. Der Zug ist also diesmal ohne uns abgefahren. Wir haben nun zwei Möglichkeiten: Entweder weinen wir jetzt ausgiebig ob der entgangenen Gewinne oder kaufen uns eben eine andere InsurTech-Aktie. Ich habe mich für die zweite Option entschieden.
Lassen Sie mich zunächst mit einer Einführung in das Segment InsurTech starten. Inzwischen sind nahezu alle wesentlichen Branchen der Weltwirtschaft sehr weitgehend digitalisiert. Das für uns als Verbraucher wohl offensichtlichste Beispiel finden wir im Einzelhandel. Online-Versender wie Amazon oder Zalando haben auch schon vor der Pandemie in großem Tempo enorme Marktanteile erobert. Die günstige Kursentwicklung dieser Aktien ist Ihnen allen bekannt.
Ich sehe allerdings zwei Marktsegmente, in denen immer noch konservative Beharrungskräfte wirken. Zum einen in der Gesundheitsbranche. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr die Aktie des Disruptor-Unternehmens Zur Rose erworben. Daneben sehe ich eine bedeutende „Unterdigitalisierung“ im Versicherungsgeschäft. Hier werden Policen immer noch mit großem Aufwand von Vermittlern oder Maklern vertrieben. Auch die Bearbeitung der Schadensfälle verlangt bei den klassischen Versicherern wie Allianz oder AXA immer noch reichlich Personal.
InsurTech: Die Branche träumt von bisher unbekannten Gewinnmargen
Diese Arbeitsweise hat allerdings keine Zukunft mehr. Derzeit drängen vor allem in den USA junge Startup-Unternehmen in den Markt. Börsianer bezeichnen solche Unternehmen als InsurTechs. Diese Versicherer neuen Typs haben – vereinfacht gesprochen – sämtliche Abläufe rund um ein Versicherungsprodukt sehr weitgehend digitalisiert und automatisiert. Dabei nutzen sie vor allem Big-Data-Analyse sowie Künstliche Intelligenz, um Prämien zu berechnen oder Schadensfälle teils binnen weniger Minuten für den Versicherungsnehmer zu regulieren.
Solche digitalen Angebote (Smartphone-Policen) liegen nicht nur vor allem bei jüngeren Kunden im Trend, sondern lassen derzeit die Branche von bisher ganz unbekannten Gewinnmargen träumen. Anders formuliert: InsurTech hat revolutionäres Potenzial.
Einer dieser jungen Revolutionäre ist die Root, Inc. oder auch Root Insurance Group. Der digitale Versicherer, der vor rund 5 Jahren das Licht des Marktes erblickt hat, rollt gegenwärtig den Markt für private Kfz-Policen in den USA auf. Die jüngsten Zahlen bezeugen das enorme Wachstumspotenzial der Root Insurance. So steigerte man die Bruttoprämien in den ersten 9 Monaten des vergangenen Jahres um 53 % auf 471 Millionen USD. Die Stückzahl der abgeschlossenen Versicherungsverträge stieg um 35 %. Dabei war das Startup in diesem Zeitraum zunächst nur in 30 der 50 US-Bundestaaten aktiv.
Zur Info: In den USA muss ein neuer Versicherer in jedem einzelnen Bundesstaat eine eigene Lizenz bzw. Zulassung beantragen. Folglich nimmt es etwas Zeit, bis ein Unternehmen wie Root flächendeckend vertreten ist. Zuletzt hielt das US-Unternehmen im Kfz-Geschäft Lizenzen für 48 US-Bundesstaaten.
Wie funktioniert die Root-Anwendung in der Praxis? Der interessierte Kunde lädt sich die Root-App zunächst auf sein Smartphone. Anschließend ermittelt die App den individuellen Fahrstil des Nutzers. Konkret: Die telematische Anwendung „bemerkt“, wenn der Versicherungsnehmer einen vorausschauenden und defensiven Fahrstil pflegt. Nach einer mehrwöchigen Testphase erhält der Fahrer schließlich ein Prämienangebot, das seinen individuellen Fahrstil entsprechend honoriert.
Dabei lässt Root auf seiner Webseite ziemlich unverblümt wissen, dass man sportlichen Fahrern nicht im Wege stehen möchte, sich anderweitig Versicherungsschutz zu besorgen. Der Vorstand des Unternehmens taxiert den Anteil der Risikofahrer in den USA auf 10 bis 15 %. Dieser Gruppe macht das Unternehmen ausdrücklich kein Angebot, um die Schadensquote sowie die Prämien niedrigzuhalten.
Noch ein kleines Merkmal der Root-Police: Man spricht derzeit verstärkt Tesla-Fahrer an, die den Autopiloten ihres Fahrzeugs nutzen. Dabei verhindert die sog. Autosteer-Funktion unter anderem ein Übertreten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Allein von den Tesla-Fahrern wird das InsurTech-Unternehmen sicherlich nicht leben können. Aber es ist immer clever, wenn es einem Startup-Unternehmen gelingt, in einem Atemzug mit Größen wie Tesla Erwähnung zu finden.
Die zweite Expansionsstufe: Was kommt nach dem Kfz-Markt?
Root wird sich selbstverständlich nicht mit dem Kfz-Markt in den USA begnügen. Das ist lediglich der Türöffner für weiteres Sachgeschäft. So wird man in absehbarer Zeit Versicherungslösungen für Immobilien-Eigentümer sowie Mieter anbieten. Die entsprechenden Lizenzen für alle US-Bundesstaaten hat das Unternehmen bereits im vergangenen November im Rahmen einer kleinen Übernahme erworben.
Die Vertriebsstrategie der InsurTech-Unternehmen ist so einfach wie bestechend. Zentrales Instrument der Root ist dabei das Smartphone des Nutzers. Hier ist man also sehr nah am Kunden, sodass der Weg zu einem weiteren Abschluss nicht mehr weit sein sollte. Zum Vergleich: Konventionelle Versicherer arbeiten immer noch bevorzugt mit Rundmailings und anderen Techniken des letzten Jahrhunderts. Echtes InsurTech steht nicht nur für künstlich intelligente Software, sondern auch gerade für innovative Formen des Vertriebs und der Kundenansprache.
Wann startet Root den Ausgriff nach Europa? Derzeit ist mir nicht bekannt, dass die Unternehmensführung bereits eine Expansion ins Ausland plant. Root Insurance ist ein reinrassiges Startup-Unternehmen, das praktisch erst seit rund einem Jahr voll operativ tätig ist. Erst seit wenigen Wochen wird die Aktie von einigen Analysten in den USA beobachtet.
Folglich gibt auch meine Analysesoftware noch keine belastbaren Gewinnschätzungen für das Unternehmen aus. Deshalb führe ich diesmal in meinem Datenkasten am rechten Rand auch keine Gewinnschätzung für das Börsenjahr 2022 auf. Zurzeit sind schlichtweg noch keine Daten in ausreichender Qualität verfügbar. Die Schätzungen für 2022 werde ich nachreichen, sobald hier belastbare Konsensschätzungen vorliegen.
Warum schreibe ich Ihnen das alles? Die Aktie der Root ist spekulativ und wird aufgrund ihrer Jugend zu erheblichen Schwankungen neigen. Auf der anderen Seite bringt diese bislang weitgehend unentdeckte InsurTech-Aktie natürlich ganz außerordentliches Renditepotenzial mit.
Meine Empfehlung: Ich trage der erhöhten Risikoneigung der Aktie Rechnung und erwerbe sie deshalb mit einer reduzierten Positionsgröße von 5 % für das NextGeneration-Depot. Zur Erläuterung für die Neuleser unter Ihnen: Üblicherweise gewichte ich in beiden Teildepots jede Neuempfehlung mit 10 %. Diesmal weiche ich mit Bedacht von dieser Regelgewichtung ab.
Kaufen Sie die Aktie der Root Inc. zu Kursen bis 21,00 USD an der Börse New York. Ein Kauf an einem deutschen Börsenplatz ist aktuell noch nicht möglich.
Achtung Verwechselungsgefahr: Der Kurszettel kennt einige Unternehmen ähnlichen Namens bzw. ähnlicher Schreibung. Nutzen Sie also für Ihre Order bitte unbedingt eine der rechts am Rand aufgeführten Kennnummern. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass das Ordersystem Ihrer Depotbank die Root-Aktie exakt identifiziert.
So kaufen Sie diese Empfehlung:
WKN / ISIN: A2QFVS / US77664L1089
Börsenplatz: Nasdaq
Limit: 21,00 USD
Gewichtung: 5 %
Depot: NextGeneration
Root Inc.
WKN / ISIN: A2QFVS / US77664L1089
Chart in USD seit IPO

Dieser Chart ist noch sehr jung und wenig aussagekräftig. Was Sie gleichwohl auf einen Blick erkennen: Das Unternehmen feierte sein Börsendebüt Ende Oktober. Die für Börsengänge derzeit typische Euphoriewelle verpuffte rasch, sodass sich der Kurs der Aktie anschließend ungefähr halbierte. Der Markt hat also nun ein realistisches Kursniveau gefunden. Es wird Zeit für unseren Einstieg.

So kaufen Sie meine Empfehlung:
WKN / ISIN: A2QFVS / US77664L1089
Börsenplatz: Nasdaq
Limit: 21,00 USD
Gewichtung: 5 %
Depot: NextGeneration