Alle feiern – Ich sehe einige Probleme

Wir haben in den vergangenen Wochen doch einige spektakuläre Kursreißer vor allem im NASDAQ-Segment gesehen. Die Nvidia-Aktie ist in aller Munde. Auf Monatssicht liegt die Kursrakete schon wieder rund 24 % im Plus. Im NextGeneration-Depot überzeugte im gleichen Zeitraum PubMatic mit einem Zuwachs von 39 %. Gestern hat dann nachbörslich CrowdStrike richtig gezündet. Nur ganz am Rande: Auch konservative Aktien funktionieren zurzeit. So war gestern das 7%-Dividendendepot so wertvoll wie noch nie zuvor.

Aber zurück zum NASDAQ! Ich sehe unter der Fassade einige Faktoren, die mir nicht so ganz „schmecken“. Ich mache meine Bedenken beispielhaft an den beiden Aktien der Palo Alto sowie der SnowFlake fest. Gehen wir‘s an!

Palo Alto: Der Spezialist für Internetsicherheit hat zuletzt tadellose Zahlen aus dem abgelaufenen Quartal vorgelegt. Bei der Umsatzprognose blieb man allerdings geringfügig hinter den Analystenschätzungen zurück. Und sofort wurde die Aktie übel verprügelt.

Aus dem Update CrowdStrike entnehmen Sie, dass Emotionalität auch in die andere Richtung funktioniert. Ohne Frage hat das Unternehmen gutes Zahlenwerk und einen noch besseren Ausblick vorgelegt. Trotzdem ist der gestrige und nachbörsliche Kursanstieg in Höhe von 25 % nicht Ausdruck besonderer Rationalität.

Aktuell bestimmen in den USA eher jüngere und mutmaßlich zu 90 % männliche Anleger mit gutem Testosteron-Spiegel die NASDAQ-Kurse. Diese jungen Männer sind aber nicht unbedingt ein verlässlicher Träger der Hausse. Sie treten in Horden besonders in der Endstufe einer Hausse auf. Sie neigen dazu, in der Baisse den Kopf zu verlieren und die Volatilität zu treiben.

Fazit: Die gesteigerte Schwankung in vielen NASDAQ-Titeln ist kein gutes Vorzeichen.

SnowFlake: Der Spezialist für Datenanalyse hat unlängst diverse schöne Zahlen vorgelegt. Einen Nettogewinn konnte man bei allem Wachstum nicht berichten. Da hat dann eine Kollegin geätzt: Den Ertrag haben sich die Mitarbeiter per ESO eingeschoben, sodass für die Investoren nur noch Brosamen übrig waren. Was meint die Frau?

Zunächst: ESO heißt Employee Stock Option, also zu Deutsch ungefähr Options- oder Aktienprogramm für Mitarbeiter. Ich mache es praktisch: Amazon hat Tina Curtis aus Oregon (fiktiv) Ende 2022 eingestellt. In ihrem Arbeitsvertrag steht ein eher bescheidener Grundlohn. Dafür hat man ihr ein Recht oder eine Option eingeräumt, 400 Amazon-Aktien zum Kurs von 100 USD zu kaufen, sofern sie mindestens 12 Monate im Unternehmen verbleibt.

Das ist aus Sicht des Arbeitgebers clever, weil die Option oder das Versprechen auf den Gehaltszuschlag erst einmal nichts kostet. Jetzt kommt der Boomerang: Mittlerweile kostet die Amazon-Aktie rund 174 USD. Tina wird also die Option ausüben, und Amazon muss pro Aktie 74 USD zuzahlen.

Ich habe den Sachverhalt etwas vereinfacht. Trotzdem gilt: In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen des NASDAQ massiv eingestellt. Dabei wurden garantiert 98 % der angeworbenen Mitarbeiter über ESO-Programme geködert. Und jetzt müssen die US-Unternehmen bedienen oder liefern. Entlastung bringen dabei die jüngsten Entlassungswellen im Silicon Valley nicht. Sofern der Arbeitnehmer die zuvor fixierte Mindestzugehörigkeit zum Unternehmen erfüllt hat, nimmt er oder sie das Optionsrecht über die Kündigung hinaus mit.

Fazit: Der massive Personalausbau der Vergangenheit plus die aktuellen Höchstkurse werden viele NASDAQ-Unternehmen auf der Kostenseite belasten. Außerdem: Jedes ausgeübte ESO-Programm ist im Kern nichts anderes als eine Verkaufsorder. Hier sehe ich potenzielle Belastung für die laufende Tech-Hausse.      

Im NASDAQ sind wir ausreichend investiert – Das plane ich jetzt

Sie haben mich verstanden. NASDAQ oder Technologie dürfte ungefähr ab April/Mai schwächeln. Folglich habe ich mit der Empfehlung Veeva Systems meine NASDAQ-Offensive abgeschlossen. Wir haben daneben PubMatic, Pure Storage, CrowdStrike und EPAM. Das ist völlig ausreichend. Hier sind dann möglicherweise im Zeitraum April/Mai auch einige Gewinnmitnahmen angeraten. Da werde ich kurzfristig entscheiden.

Momentan plane ich für uns einen gewissen „Heimatschwenk“. So sehe ich in der zweiten Reihe in Deutschland, Österreich und der Schweiz viele günstige Bewertungen namhafter Adressen. Die sind alle oftmals konjunktursensibel, ergo zurzeit nicht ganz gefragt. Eine breite und dynamische Konjunkturbelebung ist momentan auch nicht Konsens der Analysten. Ich bin da optimistischer.

Möglicherweise werde ich daneben auch eine Empfehlung für den Rohstoff-Markt entwickeln. Da beobachte ich schon seit Längerem massiven Ausverkauf in einigen Metallen. So hat sich z.B. Palladium im Preis glatt gedrittelt. Der Hintergrund der Baisse ist klar: Palladium ist ein Material für den Katalysator des Verbrenners. Die Perspektive ist also unklar. Das kann eine Chance sein für uns.  

 

CrowdStrike beendet Achterbahnfahrt mit Kursexplosion

Im Februar sind die Freunde der großen Kursbewegung mit der Aktie der CrowdStrike sehr glücklich geworden. Vor allem, nachdem Konkurrent Palo Alto eher schwach aus dem abgelaufenen Quartal berichtet hatte, machte CrowdStrike eine veritable Achterbahnfahrt durch. Die Investoren konnten sich nicht entscheiden: Raus oder rein vor den Quartalszahlen? Gestern hat dann der Spezialist für Internetsicherheit berichtet und Klarheit geschaffen. In der Folge explodiert der NASDAQ-Titel.

Das US-Unternehmen hat im abgelaufenen Quartal 0,95 USD (Non-GAAP) pro Aktie verdient und damit die Konsensschätzung der Analysten von 0,83 USD je Aktie klar übertroffen. Auch beim Umsatz in Höhe von 845 Millionen USD hat CrowdStrike positiv überrascht.

Es kommt noch besser: Das starke Zahlenwerk ist offenbar keine Eintagsfliege. Auch im laufenden Quartal brummt das Geschäft. Die Unternehmensführung um CEO George Kurtz erwartet einen Umsatz zwischen 902 Millionen und 905 Millionen USD und einen Gewinn pro Aktie in Höhe von 0,89 bis 0,90 USD.

Die enge Spanne der eigenen Gewinnprognose verrät uns: Mr. Kurtz ist sich seiner Sache bzw. seines Geschäftsmodells ziemlich sicher. Langfristig sieht das Unternehmen sein Umsatzpotenzial bei 10 Milliarden USD pro Jahr.

Außerdem wurde bekannt, dass CrowdStrike ein israelisches Startup namens Flow Security übernehmen wird. Insgesamt soll die Transaktion zwischen 200 Millionen und 220 Millionen USD wiegen. Aussagefähige Zahlen für Flow Security sind noch rar im Markt, da die Israelis nicht börsen-notiert sind. Das ist bekannt: Flow beschäftigt derzeit rund 30 Programmierer. In zwei Finanzierungsrunden hat man in den letzten Jahren 15 Millionen USD Risikokapital aufgenommen. Konkret: Der Kaufpreis wirkt zunächst knackig. Gleichwohl wird ihn CrowdStrike fast aus der Portokasse, also in bar abwickeln.

Flow Security gilt als Pionier in der Absicherung von Datenströmen. Anders formuliert: Es ist in der Praxis nicht so schwer, Daten im Ruhezustand, die „unbewegt“ auf einer Festplatte lagern, abzusichern. Komplex wird es immer dann, wenn Daten übertragen werden sollen. Dann greifen die Hacker gerne zu, wenn die Daten Schleusen und andere Sicherheitssysteme überschreiten. Die Anwendung der Flow soll vollständig in die Falcon-Plattform der CrowdStrike integriert werden.

Derzeit ist CrowdStrike bzw. die Falcon-Plattform das Maß aller Dinge. Konkurrenten wie Palo Alto oder Fortinet wirken im Vergleich eher schwächlich. Freilich muss ich Wasser in den Wein gießen: Der Wettbewerbsvorteil ist nicht in Stein gemeißelt. In dieser Branche gibt es (leider) keine Erbhöfe, sondern vor allem technologische Disruption und brettharte Konkurrenz. Ich gehe fest davon aus, dass zumindest Palo Alto zurückschlagen wird. Deshalb plane ich CrowdStrike nicht als Dauerinvestment. Möglicherweise kann hier im April/Mai auch nochmals ein weiterer Teilverkauf sinnvoll sein.

Für den Moment aber dürfen wir den spektakulären Kurserfolg der US-Aktie genießen. Ich stufe die Aktie der CrowdStrike unverändert als Halten-Position ein.

Empfehlung: halten

Crowdstrike Holdings Inc. in USD

Chartkommentar: Sie sehen, wie hektisch die Aktie zuletzt war. Die Schwankungsbreite wird nun nach den Quartalszahlen erst einmal abnehmen. In rund 3 Monaten werden wir dann die nächste Achterbahnfahrt mit dieser Aktie haben. Spannung ist uns hier immer garantiert.