Alfen hat alle Lösungen für die Energiewende

Lassen Sie mich ausnahmsweise einmal emotional werden! Wie Sie wissen, habe ich keine Lieblingsaktien. Doch hätte ich eine, wäre es ohne Frage momentan die Aktie des niederländischen Stromnetztechnikers Alfen N.V. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist rasch erklärt.

So kaufen Sie Alfen:

WKN / ISIN: A2JGMQ / NL0012817175
Börsenplatz: Tradegate
Kauflimit: kaufen bis 65,00 EUR
Gewichtung: 5 %
Depot: NextGeneration

Zunächst entwickelt, baut und installiert man Ladesäulen für E-Fahrzeuge. Umsatzwachstum 2022 hier satte 142 %.

Ferner macht Alfen aus dummen, also analogen Stromnetzen intelligente und digitale. Wachstum hier 2022: 11,2 %.

Das passt jetzt natürlich wie die Faust aufs Auge. In der Sparte Speichersysteme entwickelt und baut man stationäre und teilmobile Speichersysteme. Diese containerisierten Anlagen haben die Aufgabe, die überschüssige Stromproduktion etwa eines Solarfeldes zwischenzuspeichern, um sie dann nachts ins Netz einzuspeisen. Wer sich in den letzten Monaten ein Solardach für den Eigenbedarf gebaut hat, hat im Prinzip ein solches Speichersystem in Miniatur im Keller. Umsatzwachstum dieser Aktivitäten im vergangenen Jahr: 156,5 %.

Sie sehen also, hier arbeiten wir mit einem reinrassigen Wachstumsunternehmen, das beispielsweise den Gewinn pro Aktie seit 2020 ungefähr verfünffacht hat. Die Analysten erwarten, dass Alfen seinen Umsatz bis 2025 um knapp 70 % ausbauen wird. Der Gewinn pro Aktie soll in diesem Zeitraum sogar um über 80 % steigen. Beachten Sie bitte in diesem Zusammenhang auch die von mir hier beigestellten Konsensschätzungen der Analysten!

Schätzungen zu Alfen:

Jahr 2022 2023e 2024e 2025e
Gewinn je Aktie in EUR:
2,43 2,52 3,54 4,65
Gewinnwachstum in %: +145,5 +3,7 +40,5 +31,4
Umsatz in Mio. EUR: 440 552 720 916
Umsatzwachstum in %: +76,0 +25,5 +30,4 +27,2

Gehen wir ins Detail! Warum sind die optimistischen Prognosen glaubwürdig?

Geschäftsfeld E-Ladestation: Seit 2016 hat sich die Anzahl der E-Fahrzeuge auf europäischen Straßen ungefähr versiebzehnfacht. Die Anzahl der Ladestationen ist hingegen in diesem Zeitraum nur um den Faktor 6 gestiegen. Die schwach entwickelte Ladeinfrastruktur ist unverändert eine Achillesferse der E-Mobilität.

Deshalb hat die EU kürzlich die AFIR-Verordnung (Alternative Fuel Infrastructure Regulation) verabschiedet. Den Inhalt dieser Verordnung hat man am Stammsitz der Alfen in Almere mit großer Freude zur Kenntnis genommen. Denn AFIR verlangt, dass der Autofahrer künftig im Kernnetz der EU alle 60 km eine E-Ladestation vorfindet. Dieses Ausbauziel muss bis 2026 verwirklicht sein. Schwere Fahrzeuge wie Busse oder Lkws sollen Lademöglichkeiten im Abstand von 120 km vorfinden. Kernnetz bezeichnet im Bürokratensprech Autobahnen und andere gut ausgebaute Schnellstraßen.

Kleiner Einschub für die Wasserstoff-Freunde unter Ihnen: AFIR sieht auch den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur im Kernnetz vor. Hier wünscht sich die EU alle 200 km eine entsprechend ausgerüstete Tankstelle oder Raststätte.

Fazit: Den Niederländern wird die Arbeit als Ladesäulen-Bauer in den nächsten Jahren also nicht ausgehen. Zumal man nicht nur Ladestationen für die öffentliche Nutzung im Angebot hat, sondern auch solche für die eigene Garage. Natürlich ist dieser Markt nicht ganz konkurrenzfrei. Hierzulande und auch in Norwegen ist zum Beispiel ein bayerischer Mittelständler namens ABL GmbH stark im Markt vertreten. Auch Tesla mischt bekanntlich mit. Gleichwohl, der Markt ist vor allem global betrachtet enorm groß. Da ist schon Platz für mehrere starke Spieler.

Das deutsche Stromnetz ist reif fürs Technik-Museum

Sie kennen diese Situation. Man fährt über die Autobahn und hat vor sich 4 Windspargel. Von denen stehen allerdings zwei, weil sie aus dem Wind gedreht werden mussten. Das ist für unser Netz ein großes Armutszeugnis, das uns jedes Mal vor Augen führt, dass unsere Netztechnik letztlich aus dem vergangenen Jahrhundert ist.

Es ist nicht nur das Problem, dass der zuständige Versorger den Windstrom nicht abtransportieren oder ableiten kann. Ich übertreibe nur leicht: In der Praxis weiß der Versorger nicht genau, wohin er den Strom schicken soll. Meinem Kenntnisstand nach werden immer noch die sog. Drossel- und Abschaltdaten in Deutschland nicht ausgewertet.

Ein anderes Beispiel: Die Strompreise sind hierzulande im Kern statisch. Selbst wenn Überproduktion vorliegt, ermäßigt sich der Strompreis nicht. Ein digitales oder intelligentes System hingegen würde den Preis in dieser Situation stundenweise automatisch absenken, damit Unternehmen kurzfristig stärker nachfragen oder E-Autos kurz von der Autobahn abfahren, um die Überproduktion aus dem Netz abzusaugen. Es ist völlig bekannt, dass E-Autos nichts anderes sind als mobile Mikrospeicher, die jederzeit in der Lage wären, regionale Überproduktion vorübergehend zu speichern. Leider können wir diese Mikrospeicher nicht entsprechend nutzen, weil das Stromnetz zu dumm ist.

Das kann und wird so nicht bleiben. So sollen bis 2025 alle größeren privaten und gewerblichen Stromverbraucher mit intelligenten Stromzählern (Smart Meter) ausgestattet sein. Dann soll es auch dynamische Strompreise geben, mittels derer man die Nachfrage intelligent steuern kann.

Das Stichwort für alle diese Maßnahmen nennt sich „smart grid“ oder zu Deutsch intelligentes Stromnetz. Die Niederländer von Alfen können solche digitalen Netze, in denen quasi eine Software Angebot und Nachfrage auf den Punkt genau zusammenführt. In diesen Netzen integrieren sie ihre Ladesäulen und Stromspeicher. Ich kann nur großes Lob zu unseren Nachbarn schicken: Das ist ein rundes und voll integriertes Geschäftsmodell.

 

Der Kaufzeitpunkt ist gut – Die Aktie ist nicht mehr zu teuer

Alfen N.V. in EUR:

Lassen Sie uns zum Abschluss noch eine schnelle Chartanalyse veranstalten! Wie Sie aus dem beigefügten Chart unschwer erkennen, ist die Alfen-Aktie nach ihrem Börsengang zunächst stark gestiegen. Ungefähr Mitte 2022 brach dann die Hausse der Aktie ab. Mittlerweile hat sich der Titel auf Basis eines Rekordhochs bei rund 120 Euro fast halbiert.

Diese Frage drängt sich auf: Herr von Parseval, warum hat Ihr „Super-Unternehmen“ zuletzt als Aktie so enttäuscht? Die Antwort: Phasenweise hatte die Aktie fundamentale Bewertungen – KGV über 100 – aufgebaut, wie wir sie eigentlich von europäischen Aktien überhaupt nicht kennen. Hier gilt eine simple Börsenwahrheit: Wenn du das beste Unternehmen der Welt zu teuer kaufst, wirst du mit der Aktie – bei aller Qualität und Zukunftsperspektive – keinen Spaß haben.  

Fundamental betrachtet sehe ich die niederländische Aktie gegenwärtig als sehr vernünftig bewertet. Das KGV liegt auf Basis des für 2023 erwarteten Gewinns bei rund 25. Das ist nicht spottbillig, aber langfristig sicherlich mehr als nur brauchbar. Auch charttechnisch betrachtet sehe ich nun einen guten Kaufzeitpunkt. So erkenne ich im Chart eine untere Unterstützung bei rund 60 Euro. Auf dieser Basis können wir seriös und wahrscheinlich auch lukrativ investieren.  

So kaufen wir: Ich erwerbe die Aktie der Alfen mit einer Gewichtung von 5 % für das NextGeneration-Depot. Die Leser aus den Niederlanden und aus Belgien gehen am besten über Euronext Amsterdam. Die anderen holen sich die Aktie in Deutschland über Tradegate. Ich setze das Kauflimit zunächst bei 65 Euro fest.